Die Schwestern - Daisy Johnson

Obwohl gerade viel anderes los ist, finde ich immer wieder Zeit zum Lesen und das macht mich froh. Über das Bloggerportal habe ich »Die Schwestern« von Daisy Johnson entdeckt und viel mehr bekommen als zunächst erwartet, das kann ich vorweg sagen. Veröffentlicht wurde der Roman erst im letzten Monat bei btb. Als Leser*in bekommt man ein beeindruckendes Kammerspiel, das die toxische Schwestern-Beziehung von Juli und September zum Inhalt hat.

Inhalt zusammengefasst

Juli und September sind unzertrennliche Schwestern. Diese Beziehung bekommt erste Risse, als Juli sich in einen Jungen aus ihrer Schule verliebt, denn das hat nicht nur für sie fatale Folgen. Ein strömender Regen auf dem Tennisplatz der Schule, auf dem Weg dorthin auch Juli und ihre wütende Schwester September, die auf Rache sinnt. Was genau ist passiert? Und weshalb hat ihre Mutter aufgehört mit den Mädchen zu sprechen? Um dem Ganzen zu entfliehen, leben sie nun in einem alten, abgelegenen Cottage in Küstennähe. Dort muss sich Juli der Wahrheit und vor allem einem Versprechen gegenüber ihrer Schwester September stellen.

Wie war »Die Schwestern«?

Ich habe gar nicht allzu viel erwartet, als ich das nur knapp 200-Seiten-Buch gefunden habe, interessiert hat es mich wegen seines Klappentextes, der eine psychologisch meisterhafte Story verspricht. Wie der Titel schon verrät, haben wir es mit einem weiblichen  Geschwisterpärchen zu tun, bestehend aus Juli und September. So ungewöhnlich ihre Namen scheinen, so ungewohnt wirkt auch ihre Beziehung zueinander, die von Macht und Kontrolle geprägt ist. Bereits nach wenigen Seiten war ich das erste Mal irritiert von den Spielchen, die September mit ihrer Schwester führt und wie sie diese auf erschreckende Weise beeinflusst. Man kann durchaus von einer zerstörerischen Verbindung sprechen, die letztendlich auch Böses offenbart.

Während Julis Verhalten eher zurückhaltend, unauffällig und angepasst ist, sucht September grundsätzlich die Konfrontation. Sie provoziert, übergeht Grenzen und tut, was sie will. Das bekommt auch ihre Mutter Sheila zu spüren, die in ihren Kapiteln wiederholt betont, dass September wie ihr Vater sei. Opfer ihres schwierigen Charakters ist meistens ihre Schwester Juli, mit der sie all ihre Zeit verbringt. Diese muss in aller Regelmäßigkeit September says über sich ergehen lassen, ein Spiel, indem ihre Schwester ihr Aufgaben erteilt, die sie bewältigen muss. So z.B. muss sich Juli mal heißes Wasser über den Arm laufen lassen oder in die Hand schneiden, um dem Willen ihrer Schwester zu entsprechen. Sie scheint das Ganze jedoch nie wirklich in Frage zu stellen, bis es zu einem Ereignis kommt, das für alle schwere Konsequenzen nach sich zieht.

Trauer ist ein Haus ohne Fenster und Türen und ohne die Möglichkeit, die Zeit zu bestimmen.

Die Frage, warum Sheila mit ihren Töchtern in ein heruntergekommenes, englisches Cottage zieht, isoliert vom Umfeld, stellt sich früh und auch, weshalb sie nicht mehr mit ihnen sprechen will. Die Kapitel, die von Juli und Sheila erzählt werden, ergeben nach und nach ein Bild und erklären, was als Leser*in lange ungeahnt bleibt. Trotz seiner geringen Seitenanzahl hat der Roman einige Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Daisy Johnson fesselt mit ihrem packenden Schreibstil und des spannend konstruierten Geschwister-Konstrukts, welches subtil erzählt wird und doch nicht selten das Blut in den Adern gefrieren lässt. Eine Schwester wie September, das erlaube ich mir zu sagen, die wünscht man wirklich niemandem und zeigt, wie nah Liebe und Grausamkeit beieinander liegen können.

Fazit

Eine von Abhängigkeit, Kontrolle und Macht gestaltete Schwestern-Beziehung, die nicht selten das Böse aufblitzen lässt. Spannend und unglaublich fesselnd bis zum Ende.

Daisy Johnson

Daisy Johnson, geboren 1990 in Paignton, England, ist eine britische Schriftstellerin. Ihr erster Roman war Untertauchen (2020). Der Film September says beruht auf ihrem Roman Die Schwestern. Sie lebt mit ihrer Familie in Oxford.


Die Schwestern

von Daisy Johnson
aus dem Englischen von Birgit Maria Pfaffinger
im Original erschienen unter dem Titel »Sisters«
btb | 2023 | 192 Seiten
Taschenbuch | ISBN: 978 3 442 77439 5 | 15.00€
Zum Buch


Mein Dank für das Leseexemplar geht an das Team vom Bloggerportal und den btb-Verlag.

4 comments

  • Livia says:

    Liebe Zeilentänzerin

    Vor ein paar Tagen hat mir meine Schwester dieses Buch DRINGENDST!!! ans Herz gelegt. Muss ich mir Sorgen machen? 😉

    Sie hat es zum Glück gekauft und wird es mir leihen und nun bin ich schon ganz gespannt auf die Geschichte.

    Alles Liebe
    Livia

    Reply
  • Marie says:

    Danke für diese tolle Besprechung! Das Buch ist mir bisher nicht aufgefallen. Ich bin nicht sicher, ob es was für mich wäre - schon deine Rezension löst Beklemmungen in mir aus. Spannend klingt es aber allemal.
    Liebe Grüße
    Marie

    Reply

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