Hallo ihr Lieben, es ist ein so schönes Gefühl wieder einmal ein Werk einer meiner liebsten Schriftstellerinnen gelesen zu haben und auf meinem Blog vorstellen zu können, nämlich eines, das ich bisher noch nicht gelesen habe und das der Hanser-Verlag in einer Neuauflage im April diesen Jahres veröffentlicht hat: »Gute Ratschläge«, erstmals erschienen im Jahr 1991. Meine liebsten Titel von Jane Gardam sind die drei Bücher der Old-Filth-Reihe, aber auch viele andere von ihr gehören zu meinen Herzensbüchern. Bei dem Folgenden tat ich mich etwas schwerer und möchte folgend begründen, warum das der Fall war und ich das Buch dennoch empfehlen kann.
Inhalt zusammengefasst
Eliza ist 51 Jahre alt und lebt, nachdem ihr Mann Henry ausgezogen ist, allein in dem gemeinsamen Haus in der Rathbone Road. Sie schreibt Briefe an ihre Nachbarin Joan, die scheinbar ihre Familie, Mann und Kinder, verlassen hat. Eliza kennt Joan kaum und fühlt sich doch verpflichtet, ihr in diversen Briefen Ratschläge zu erteilen, in denen sie mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält. Trotz zahlreicher Schreiben bleiben Elizas Schreiben unbeantwortet. Besonders dem Umstand geschuldet, dass ihr eigener Mann sie verlassen hat, verfällt sie in einen fast zwanghaften Schreibdrang und erzählt Joan von ihrem eigenen Leben, ihren Erlebnissen und persönlichen Erkenntnissen.
Wie war »Gute Ratschläge«?
In die Geschichte hineinzukommen fiel mir wirklich schwer, was für Gardam-Bücher absolut untypisch für mich ist. Die Idee hinter der Story klang interessant, hat meine Neugier geweckt und zudem möchte ich alle Werke der Autorin, die mich so lange schon begleitet, kennen lernen. Der Hanser-Verlag hat diese Ausgabe hübsch gestaltet, das Motiv empfand ich als sehr klassisch für Jane-Gardam-Bücher und fühlte mich damit direkt wohl. Inhaltlich empfand ich Eliza, die Protagonistin des Buches von Beginn an so unsympathisch, dass ich sie genau dadurch auch spannend fand und richtig Lust auf diesen Roman hatte. Die Art, wie die Geschichte geschrieben ist, muss man mögen und genau darin liegt meine Bewertung begründet, denn mich konnte sie größtenteils nicht erreichen. Sehr stark fand ich den scharfsinnigen Blick Gardams für die englische Gesellschaft.
Eliza ist für ihre Leser*innen alles andere als eine Sympathieträgerin, was der Tatsache geschuldet ist, dass sie in ihren Briefen an Joan nicht nur kein Blatt vor den Mund nimmt und ungeschönt ihre Gedanken teilt, sondern dabei auch übergriffig und distanzlos wird. Es mangelt den ersten Briefen an Respekt und Wertschätzung, außerdem glaubt man sofort zu wissen, warum ihre Schreiben unbeantwortet bleiben sollen. Die genauen Hintergründe dazu werden allerdings erst wesentlich später sichtbar. Wirken sie zu Beginn nur missbilligend, ignorant und dreist, so bekommt man mit der Zeit von Elizas Briefen einen anderen Eindruck, denn die Tragik ihres eigenen Lebens wird deutlicher. Die vielen Personen, die in die Geschichte eingeflochten werden, überforderten mich zeitweise, allerdings zeigt das auch sämtliche Verstrickungen, in die sich Eliza begibt. Die Aufklärung dessen, was hinter ihren Briefen und ihrer Nachbarin Joan steckt, rührte mich durchaus und das Ende punktete dann auch noch einmal, dennoch bleibt es aus meiner Sicht ein eher durchschnittliches Werk von Jane Gardam.
Manchen gelingt die Flucht, anderen nie.
Fazit
Jane Gardam überzeugt mit ihrem bekannt scharfen Blick für die scheinheilige Provinzgesellschaft und ihrer gewohnten Erzählkunst. Verglichen mit anderen ihrer Werke, ist »Gute Ratschläge« für mich allerdings ein eher schwächeres Buch.
Jane Gardam
Jane Mary Gardam (eigentlich Jean Mary Pearson), geboren 1928 in Coatham, North Yorkshire, England, ist eine britische Schriftstellerin. Sie studierte am Bedford College der University of Londion Englisch und arbeitete ab 1951 als reisende Bibliothekarin für das Rote Kreuz. Mit 43 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch. Ihre Werke wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Jane Gardam lebt in Sandwich, East Kent, England.
Gute Ratschläge
von Jane Gardam
aus dem Englischen von Monika Baark
im Original erschienen unter dem Titel »Queen Of The Tambourine«
Hanser | 2024| 320 Seiten
Hardcover | ISBN: 978 3 446 27957 5 | 25.00€
Zum Buch
Ich danke dem Hanser-Verlag für das mir zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
Liebe Zeilentänzerin
Katze!!!!! Das Buch merke ich mir. Und was du schreibst, klingt auch gut und.....leider muss ich gestehen, dass ich noch nichts von Jane Gardam gelesen habe. Ich sollte das also ändern, verstehe ich dich richtig? 😉
Alles Liebe an dich und falls du mir die Gardam-Einstiegsdroge verraten willst, nur her damit (gerne nicht die Reihe, lieber Einzelbände...weil...Reihen und lebendig begraben und so....)
Livia
Hi Livia, ja Jane Gardam ist eine beachtenswerte Schriftstellerin, nur eben dieser Titel war nicht meiner! Ich kann dir "Mädchen auf dem Felsen" empfehlen!