Schweig - Judith Merchant

Hallo liebe Bücherwürmer, nun hat auch mich der Hype um die Thriller von Judith Merchant erfasst und so habe ich »Schweig« aus dem Jahr 2021 gelesen und mir im Anschluss direkt »Atme« zugelegt. Auf ihre Bücher bin ich durch Bookstagram aufmerksam geworden und war positiv überrascht, denn oft sind es gerade hoch gelobte Bücher, die mich am Ende dann enttäuschen. Das war hier ganz und gar nicht der Fall. In »Schweig« geht es um eine gestörte Schwestern-Beziehung, die an Heiligabend ihren Höhepunkt erreicht.

Inhalt zusammengefasst

Esther besucht am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, ihre Schwester Sue in ihrem Haus im Wald. Dort lebt sie allein und zurückgezogen. Auch wenn es ein Jahr zuvor an Weihnachten zu einer unangenehmen Szene in Esthers Haus mit ihrer Schwester kam, möchte sie sich von Sue´s Zustand überzeugen und ihr eine Flasche Wein bringen. So viele Worte sind gefallen, die nicht mehr zurück genommen werden können, so oft sind die Schwestern in großen Streit geraten. Sue ist äußerst schlecht auf Esther zu sprechen, weil sie sich von dieser bevormundet fühlt, ihre Beleidigungen und Einmischungen nicht erträgt. Esther möchte das Weihnachtsfest mit ihrem Mann Martin und ihren beiden Kindern Ella und Jonas verbringen und hat noch viele Besorgungen zu erledigen. Die Sorge um ihre Schwester treibt sie jedoch auch dieses Jahr zu ihr. Sie kann nicht verstehen, wie Sue so leben kann und hält sie für instabil. Schließlich möchte sie aber auch eine Katastrophe, wie sie letztes Jahr geschah, vermeiden.

Wie war »Schweig«?

Psychologisch sehr ausgeklügelt und mit vielen ungeahnten Wendungen gespickt, schreibt Judith Merchant einen Weihnachts-Thriller, der es in sich hat. Ich würde allen, die das Buch nicht kennen, es aber erleben wollen, empfehlen, es Ende des Jahres zu lesen, weil ich denke, dass es das Setting perfekt abrundet. Einen Tag vor Heiligabend möchte die Protagonistin Esther ihre Schwester Sue besuchen, die allein in einem schicken Haus im Wald lebt. Esther wird von ihrem Mann Martin gewarnt, da Sue labil scheint und es noch viel für Weihnachten zu erledigen gäbe. Man möchte sich das Fest nicht verderben lassen. Esther aber lässt sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen und fährt durch den aufkommenden Schnee um ihrer Schwester ein Geschenk und eine Flasche Wein zu überreichen und dann schnellstmöglich wieder zu fahren.

Schnell zeigt sich die schwierige geschwisterliche Beziehung beider Frauen, die sehr unterschiedlich sind und völlig andere Vorstellungen von einem perfekten Leben haben. Esther bevorzugt ein Familienleben mit Mann, Kindern und Haus, während Sue die Stille bevorzugt. Trotz seiner Abgeschiedenheit versprüht das Haus im Wald, gerade zu dieser Jahreszeit, eine gemütliche Atmosphäre. An den schneebedeckten Tannen, die man vom Wohnzimmer aus sehen kann, findet auch Esther Gefallen. Dennoch gelingt es beiden nicht ein wertschätzendes Gespräch zu führen, denn Esther glaubt zu wissen, was für ihre Schwester das Richtige ist. Als sich ihr spontaner Besuch anders entwickelt als erwartet, wird nicht nur die toxische Schwestern-Beziehung offensichtlich, sondern bekommt das scheinbar tadellose Leben von Esther tiefe Risse.

Die Figuren sind unterschiedlicher, wie sie nicht sein könnten und das macht den großen Reiz aus. Esther wirkt zunächst wie die vernünftige große Schwester, die ihr Leben im Griff hat und sich um die jüngere sorgt. Sue hingegen ist frisch von ihrem Partner getrennt und lebt allein, scheinbar isoliert von ihrem Umfeld im Wald und lehnt den Kontakt zu Esther ab. Umso mehr ich in die Geschichte eintauchen konnte, umso deutlicher zeigen sich die wahren Persönlichkeiten und die Zusammenhänge zum vergangenen Weihnachtsfest. Judith Merchant lässt Esther und Sue immer nacheinander erzählen, sodass man als Leser*in in die Gedanken der jeweiligen Schwester eintauchen kann und sich bald Erschreckendes offenbart. Mich haben die Rückblicke in die Kindheit ebenso schockiert wie die gegenwärtigen Entwicklungen. Hier ist nichts, wie es scheint und als man zu wissen glaubt, was passieren muss, bekommt man auch hier eine völlig andere Antwort. Ein spannungsgeladener Thriller, der einen starken Sog erzeugt.

Fazit

Ein Kammerspiel par excellence, in dem zwei unzuverlässige Erzählerinnen sich miteinander duellieren.

Judith Merchant

Judith Merchant, geboren 1976 in Bonn, ist eine deutsche Krimi-Autorin. Sie studierte Germanistik in Münster und Bonn. Währenddessen schrieb sie eine erste Kurzgeschichte. 2009 wurde eine ihrer Geschichten mit dem Friedrich-Glauser-Preis prämiert. Judith Merchant lebt in Bonn und lehrt dort als Dozentin an der Universität Literaturwissenschaften.


Schweig

von Judith Merchant
Kiepenheuer & Witsch | 2021 |  352 Seiten
Taschenbuch | ISBN: 978 3 462 00133 4 | 15.00€
Zum Buch


Ich bin sehr gespannt auf "Atme" von Judith Merchant, das ich mir direkt nach dem Lesen von diesem Thriller auch besorgt habe. Kennt ihr "Schweig" und wie erging es euch nach Beenden des Buches?

3 comments

  • Marie says:

    Ich kann dir nur zustimmen, dieses Kammerspiel hat mich auch sehr begeistert!
    Liebe Grüße
    Marie

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert