Mein zweiter Thriller von Linus Geschke: »Wenn sie lügt«, erschienen Ende Mai im Piper-Verlag. Nachdem ich vergangenes Jahr Die Verborgenen gelesen hatte und mich gut unterhalten fühlte, war ich gespannt auf das neue Buch des Autoren. Auch hier wird die Geschichte, die 2004 ihren Anfang nahm und nun in der Gegenwart spielt, aus den verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen erzählt. Eine gemeinsame Clique, die an einem Doppelmord zerbricht und zwanzig Jahre später teilweise wieder zueinander findet, aber von der Vergangenheit eingeholt wird.
Inhalt zusammengefasst
Eine Clique im Jahr 2004: Norah und Goran sind beste Freunde seit Kindertagen, dazu gehören ihre engen Freunde Peggy und Rolaf sowie Daniel, Anna und Sebastian. Als sich Norah in David verliebt, der allen anderen ein Dorn im Auge ist, wird die Gruppe gespalten und es kommt zum endgültigen Bruch, als Anna und Sebastian getötet werden. David steht unter Verdacht, ihre Freunde wenden sich von Norah ab. Goran verschwindet nach Berlin und die Clique fällt auseinander. Bis zwanzig Jahre später Goran in seinen Heimatort zurückkehrt und feststellt, dass die Vergangenheit sie einholt.
Wie war »Wenn sie lügt«?
Im letzten Jahr habe ich „Die Verborgenen“ von Linus Geschke im Buddy-read gelesen und bin dadurch auf den Autoren aufmerksam geworden. Mir gefiel die düstere Atmosphäre und der Perspektivenwechsel der handelnden Personen. Das ist auch in seinem neuen Thriller „Wenn sie lügt“ wieder so. Ich habe dem neuen Buch schon etwas entgegen gefiebert und mir deshalb das Buch mit Farbschnitt schon vor Monaten vorbestellt. In dieser Geschichte geht es um eine Clique, die 2004 glaubt, dass sie nichts trennen könnte, bis eine von ihnen, Norah, David kennen lernt und sich in ihn verliebt.
Die Beziehung der beiden hat Folgen, nicht nur kann David die Freunde von Norah nicht leiden und lässt sie das spüren, er ist vor allem besitzergreifend und beginnt Norah kontrollieren zu wollen. Als diese sich trennt, geschieht ein Mord an ihren Freunden Anna und Sebastian. David wird dafür verantwortlich gemacht und Norah gilt fortan als die Freundin des Killers, sodass sich auch ihre Clique von ihr abwendet. Lediglich Rolaf hält zu ihr. Ihr engster Freund Goran dagegen kommt mit dem Geschehenen nicht zurecht und geht nach Berlin. Neunzehn Jahre später taucht er in seiner alten Heimat auf und begegnet Norah, in die er immer schon verliebt ist, die aber zunächst alles andere als begeistert ist, ihn zu sehen. Das soll sich natürlich ändern. Goran erfährt, dass Norah anonyme Briefe erhält, in denen sie bedroht wird. Der Verdacht fällt schnell auf David, allerdings gibt es nicht nur einen möglichen Verdächtigen. Während der Suche nach dem Absender, kommen sich Goran und Norah näher, müssen aber schon bald feststellen, dass sie in Gefahr sind und die Vergangenheit sie einholt.
Gut gefallen haben mir wieder die wechselnden Blickwinkel der einzelnen Figuren, sodass man als Leser*in einen gutes Gespür für die Charaktere entwickeln kann und vieles nachvollziehbarer und so auch authentischer erscheint. Zudem empfand ich den Thriller als Pageturner, die Spannung konnte kontinuierlich hochgehalten werden und ich wollte unbedingt wissen, was es mit den Briefen und der Clique auf sich hat. Es gibt in den Kapiteln immer wieder Zeitsprünge von 2004 zu 2023, da von neunzehn Jahren die Rede ist, die seit damals vergangen sind. Mit den Figuren wurde ich nicht ganz warm, keiner wollte mir so recht sympathisch werden, das machte mir das Lesen aber nicht weniger unterhaltsam. Eine große Kritik ist leider das gehetzt wirkende Ende, das für mich die sehr gut aufgebaute Gesamtidee etwas zunichte machte. Das große Potential, das größtenteils ausgeschöpft wurde, empfand ich am Ende als etwas verschenkt. Ich hätte mir nach über 400 Seiten schlicht einen anderen Täter*in gewünscht. Die Aufmachung des Buches ist sehr gelungen. Das glänzende und leicht spiegelnde Cover ist ästhetisch und anschaulich gestaltet und zeigt ein bedeutendes Setting der Geschichte, den Wald.
Fazit
Unterhaltsamer und packender Thriller, der ein Pageturner mit viel Potential ist, das am Ende leider verschenkt wird.
Linus Geschke
Linus Geschke, geboren 1970 in Köln, ist ein deutscher Schriftsteller. Er arbeitete u.a. für Spiegel Online oder die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Er erhielt für Reisereportagen mehrere Journalistenpreise. Seine Thriller standen auf Bestsellerlisten, die Jan-Römer-Serie wurde sogar verfilmt.
Wenn sie lügt
von Linus Geschke
Piper | 2024| 416 Seiten
Taschenbuch mit Farbschnitt | ISBN: 978 3 492 06486 6 | 17.00€
Zum Buch
Mein zweiter Thriller von Linus Geschke nach "Die Verborgenen" und wieder ein sehr unterhaltsames Buch.