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Manga & Comic

Wie ein leeres Blatt – Gilles Roussel & Pénélope Bagieu

Hallo zusammen, die Sonne scheint und es ist eiskalt. Eine gute Kombination wie ich finde, denn ich liebe den Winter und mag vor allem auch den Schnee, der leider schon fast wieder weggetaut ist. Ich fühle mich die letzten Tage so schlapp und ausgelaugt, dass lesen das Einzige ist, was ich gerade über längere Zeit tun kann. Möglicherweise ist das der Corona-Blues oder sowas in der Art. Eines meiner Highlights im Januar war die Graphic Novel »Wie ein leeres Blatt« von Gilles Roussel und Pénélope Bagieu. Inhaltlich geht es um eine junge Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat und ihr Leben selbst neu erfinden muss. Das Buch erschien im Winter 2018 im Carlsen-Verlag.

Inhalt zusammengefasst

Eloїse, eine junge Frau, findet sich nächtlich in Paris auf einer Parkbank wieder und weiß weder ihren Namen, noch wer sie ist. Ängstlich, aber auch gewillt ihrer Identität auf die Spur zu kommen, erforscht sie akribisch ihr bisheriges Leben. Dabei muss sie feststellen, dass es sich als erschreckend gewöhnlich herausstellt. Sie nutzt den Umstand des Gedächtnisverlustes, um noch einmal von vorne anzufangen und ihrem Leben mehr Sinn zu verleihen.

Wie war »Wie ein leeres Blatt«?

Auf den ersten Blick mag »Wie ein leeres Blatt« eher unauffällig erscheinen. Zum Buchkauf motiviert hat mich letztlich der Kerngedanke dieser ohnehin originellen Idee. Da ist zum Einen der herausfordernde Zustand, sein Gedächtnis verloren zu haben und zum Anderen, die Hoffnung bei der Identitätssuche schlussendlich ein erfülltes Leben vorzufinden. Eloїse muss im Verlauf ihrer Recherche aber erkennen, dass ihr bisheriges Leben wenig aufregend, nahezu banal scheint. Sie begreift diese zunächst traurige Erkenntnis jedoch zunehmend als Chance, um eine eigene Persönlichkeit zu gewinnen.

Je mehr sie versucht hat, eine Identität zu finden, desto mehr wurde sie… JEDERMANN. Und eines Tages war sie dann NIEMAND mehr.

Seite 200

Die melancholisch-heitere Graphic Novel begeistert durch ihre rührselige und zutiefst menschliche Botschaft. Während sie ihren gegenwärtigen Zustand zu akzeptieren versucht, findet Eloїse zunächst in ihrer Handtasche und schließlich durch persönliche Gegenstände in ihrer Wohnung, erste Hinweise auf der Suche nach ihrer Identität. Sie lebt allein mit ihrer Katze und arbeitet in einer Buchhandlung. Trotz der Hilfe einer Arbeitskollegin will sich kein vertrautes Gefühl bei Eloїse einstellen und ihre Erinnerung nicht zurückkehren.

Eloїse und ihre Geschichte sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen und ich konnte mich gut mit ihr identifizieren. Unweigerlich stellte ich mir beim Lesen immer die Frage, wie es mir ergehen würde, wären mein Gedächtnis und vorheriges Leben wie ausgelöscht. Wäre ich zufrieden, wenn ich der Wahrheit auf die Spur kommen würde oder entsetzlich enttäuscht? Die Geschichte ist packend bis zum Ende, bewirkte in mir viel. Bin ich der Mensch, der ich sein möchte? Wie würde ich mein Leben von außen betrachtet einschätzen? Unzählige Gedankengänge ergeben sich während des Lesens. Die Illustrationen sind für einen Comic außergewöhnlich, insbesondere wegen ihres Detailreichtums und ihrer Komplexität. Mich hat die Geschichte durchweg berühren können und zum Nachdenken angeregt.

Fazit

Eine so zentrale Lebensfrage wird dem Leser des Comics hier eingängig und auf humorvolle Weise näher gebracht.

Gilles Roussel und Pénélope Bagieu

Gilles Roussel, alias Boulet, geboren 1975 in Meaux, Frankreich, ist ein französischer Comic-Autor. Er absolvierte ein Studium an den Kunsthochschulen von Dijon und Straßburg. Er ist fester Autor der Zeitschrift Titeuf. Auf seinem persönlichen Comicblog schreibt er seit 2004. Roussel lebt mit seiner Familie in Paris.

Pénélope Bagieu, geboren 1982 in Paris, Frankreich, ist eine französische Illustratorin und Cartoonistin. Bekannt wurde sie durch ihren Comicblog Ma vie est tout à fait fascinante.


Wie ein leeres Blatt

von Gilles Roussel und Pénélope Bagieu
im Original erschienen unter dem Titel „La Page Blanche“
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock
Carlsen | 2018 | 208 Seiten
Softcover | ISBN: 978 3 551 71388 9 | 12€


Eine interessante Idee, die grandios umgesetzt wurde und durch ihre aussagekräftigen Illustrationen abgerundet wird.

About Author

Ich (w, 36 Jahre) komme aus Berlin und lebe nach längeren Stationen in Hamburg und Freiburg nun in Wiesbaden. Ich mag Bücher und die Fotografie. Hier versuche ich beides miteinander zu vereinen.

2 Kommentare

  • Das Buchzuhause
    14. Februar 2021 at 7:19 am

    Ein guter Tipp! Das Buch habe ich jetzt gerade auf Französisch bestellt. Durch die Illustrationen wird es leichter zu verstehen sein und hoffentlich auch etwas für meine Tochter sein, um das Gefühl für die Sprache zu bekommen (danach kann sie es dann auf Deutsch lesen und vorher über mich schimpfen 😉).
    Einen schönen Sonntag noch!
    Antje

    Reply
    • Zeilentaenzerin
      14. Februar 2021 at 10:18 am

      Hallo Antje, mein Französisch ist leider nicht gut genug. Aber eine schöne Idee für deine Tochter! Wünsche dir auch einen schönen Sonntag!

      Reply

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