Ihr Lieben, ich bin bisher ganz zufrieden mit meinen gelesenen Büchern in diesem Jahr. Sowohl was die Qualität als auch die Quantität anbelangt. Ich lese derzeit mein sechstes Buch und werde in den nächsten Tagen meinen Leserückblick für Januar veröffentlichen. Nicht zu glauben, dass der erste Monat 2024 schon fast wieder Vergangenheit ist. Ich stelle euch heute einen Titel vor, der sich in der letzten Hugendubel-Leseglück-Box befand: »Berghütte« von Fanny Desarzens, erschienen im Herbst 2023 bei Atlantis, ist der Debütroman der Schweizer Autorin. Im Mittelpunkt stehen drei Männer, ihre Liebe zu den Bergen und ein folgenschweres Schicksal.
Inhalt zusammengefasst
Jonas und Galel sind leidenschaftliche Bergführer und Paul betreibt eine Hütte in den Bergen. Auf 2000 Metern Höhe fühlen sich die drei Freunde am wohlsten. Dort sind sie ihrem Glück ganz nah. Höhe, Weite, Stille, klare Luft: genau das, was ihnen das Herz wärmt. Von ihren jeweiligen Touren kehren sie immer wieder mit Wandergruppen zurück und treffen aufeinander. Dann gibt es frisch gebackenes Brot, neue Geschichten und gemeinsame Abende am Feuer. Wenn sie dort oben sind, ist das Tal ganz weit weg. Doch plötzlich bemerken Paul und Jonas eine Veränderung bei Galel, sein Lachen fehlt und etwas scheint ihn zu belasten.
Wie war »Berghütte«?
In ihrem ersten Buch schreibt die Westschweizerin Fanny Desarzens von einer tiefen Männerfreundschaft und die gemeinsamen Zusammentreffen in den Bergen. Zwei von ihnen sind Bergführer und bieten Wanderungen für Gruppen an, einer arbeitet in einer Hütte. Jedes Jahr treffen sich die drei weit weg vom Alltag im Tal, essen selbst gebackenes Brot und trinken Wein, genießen das Lagerfeuer bei Dunkelheit und erfreuen sich an der Gesellschaft der anderen. Was in Zukunft sein wird ist für sie genauso weit entfernt wie der Umstand, dass sich an ihrem Leben etwas verändern könnte. Sie eint die Leidenschaft für das Wandern, die Sehnsucht nach den Bergen und der geliebte Blick vom Gipfel hinunter.
Denn eine große Liebe hatte ihn gepackt: die Liebe zu den Bergen. Eine schlichte, mächtige und vor allem unerklärliche Liebe.
Seite 83
Bis Jonas und Paul eines Tages feststellen müssen, dass Galel sich verändert hat. Er wirkt plötzlich nachdenklich, verbissen, lacht kaum noch und hat sein Strahlen verloren. Auch die gemeinsame Bekannte Vinciane stellt eine Veränderung fest, aber niemand ahnt, wie es um den Gesundheitszustand von Galel steht. Desarzens triifft den richtigen Ton, wenn sie die Freundschaft der drei Männer beschreibt, die es vermeiden, sich mit ungemütlichen Themen auseinanderzusetzen. Sie zeichnet ihre Figuren auf nicht einmal 150 Seiten prägnant und mit einer einzigartigen Sprache. Besonders die Beschreibungen der Berglandschaft beeindruckten mich, aber auch die subtilen und melancholischen Töne mochte ich sehr. Gefühlvoll und poetisch wird eine Männerfreundschaft geschildert, die eine erste Herausforderung erfährt.
Bücher geben immer auch Raum zum spekulieren und interpretieren und das ist ja gerade das Schöne, das, was das Lesen aus macht. Hier erleben wir drei Männer, die etwas aufgeben müssen, das für sie zum Leben, zum Hauptsächlichen, wie selbstverständlich dazu gehörte: zwei von ihnen begleiten Wandergruppen in die Berge und oben angekommen trifft man den dritten in seiner Berghütte und genießt die Gesellschaft der anderen. Aber ganz plötzlich, fast schleichend wird das, was so vollkommen normal war, was dazu gehörte, sie vereinte, durch eine Verletzung zerstört. Was bleibt ist zunächst Sorge um den Freund und auch beim Verletzten die Frage, was nun kommt, was noch bleibt. Und am Ende die hoffnungsvolle Erkenntnis, dass etwas enden und gleichsam etwas Neues entstehen kann.
Zitat aus dem Buch
»Sie gehen um ihre Berge herum, aber sie umgehen auch das, was sich in den Tälern abspielt.«
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