D-Zug dritter Klasse - Irmgard Keun

Meine Lieben, ich wünsche euch an dieser Stelle - etwas verspätet - ein frohes neues Jahr! Dies ist mein erster Beitrag in 2023 und schon allein deshalb stellt er eine Besonderheit dar. Ich hatte zuletzt ein großes Lesetief und auch Schwierigkeiten mit meinem Blogdesign, sodass ich dies noch einmal verändert habe. Nun sollte alles wieder besser laufen und ich freue mich auf interessante Bücher in diesem Jahr. Meine erste Rezension behandelt ein Buch der bekannten deutschen Schriftstellerin Irmgard Keun, die 1982 verstarb. »D-Zug dritter Klasse« wurde 1937 erstveröffentlicht und von Ullstein im Februar letzten Jahres neu aufgelegt.

Inhalt zusammengefasst

Ein Sommertag in Berlin 1937. Lenchen fährt mit ihrem Freund Dr. med. Karl Bornwasser mit dem D-Zug Richtung Paris. In ihrem Abteil sitzen außer ihnen fünf weitere Menschen, darunter der junge Albert, zu dem sich Lenchen schnell hingezogen fühlt. Mit Männern hatte sie bisher kein Glück und auch Karl macht ihr das Leben schwer. Sie soll ihm helfen, 9000 Reichsmark über die Grenze zu schmuggeln. Aber der Plan geht schief. Als Karl den Zug verlässt, ist Lenchen mit Albert allein.

Wie war »D-Zug dritter Klasse«?

Irmgard Keun zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Vielen von euch wird besonders ihr erfolgreicher Roman »Das kunstseidene Mädchen« (1932) ein Begriff sein. In »D-Zug dritter Klasse« (1937) beschreibt Irmgard Keun Menschen ihrer Zeit und hat einen kurzen Roman geschaffen, der voll skurriler Figuren und Situationen steckt. Ich hatte mich sehr schnell eingelesen und konnte mich sofort auf die Geschichte einlassen. Weil ich viel zu wenige Klassiker lese und mich das Cover dieser Ausgabe besonders anspricht, hat mich der Titel direkt angesprochen. Die Ereignisse spielen in den 1930er Jahren in einem Zug in Deutschland. Im Mittelpunkt steht Lenchen, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Dr. med. Karl Bornwasser nach Paris unterwegs ist.

Er verriet ihr ihre Lügen, er verriet ihr ihre lieblosen Gedanken, er verriet ihr ihre Schuld. Er kämpfte gegen sie wie gegen seinen bösesten Feind und machte sie gleichzeitig zu seinem Mitkämpfer gegen sich selbst. Er bewies ihr, dass sie schlecht war, wenn sie glaubte gut zu sein. Er zwang sie, das Gift seiner Trunkenheit aufzunehmen, er wurde seinen Rausch an ihr los, er vernebelte ihr Hirn.

Seite 35

Neben Karl gibt es zwei weitere männliche Bekannte, die sich Hoffnungen machen, die junge Frau bald heiraten zu dürfen. Lenchen aber fühlt sich bei keinem Mann wirklich geborgen, was auch auf Karl zutrifft, der mir beim Lesen durchweg äußerst unsympathisch war. Der Roman lebt von seinen genauen Beschreibungen und kleinen Details, sodass ich mir das Setting sehr gut vorstellen konnte. Die Geschichte wird auf weniger als 150 Seiten erzählt und ist deshalb schnell gelesen. Etwas irritiert war ich vom Klappentext, denn erst relativ spät entwickelt sich zwischen Lenchen und Albert ein ernsthaftes Gespräch und auch im Folgenden war eine starke Anziehungskraft für mich nicht immer erkennbar. Irmgard Keun verzichtet letztendlich auf ein Happy End, was für mich so auch mit dem Inhalt harmonierte.

Einen Unterschied zwischen Verrückten und Normalen begriff sie nicht. Vieles auf der Welt war unverständlich, fast alle Menschen waren unverständlich, man musste sie hinnehmen. Sie selbst war sich auch oft unverständlich. Warum sollte es unter all dem Unverständlichen noch etwas besonders Unverständliches geben?

Seite 62

Fazit

Ich mochte das Setting und die Atmosphäre dieses zeitlosen Klassikers sehr. Eine Lektüre die sich thematisch als auch vom Umfang her perfekt für die Fahrt mit dem Zug eignet.

Irmgard Keun

Irmgard Keun, geboren 1905 in Berlin, war eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1931 mit ihrem ersten Roman »Gilgi, eine von uns« berühmt. Es folgte ein Jahr später »Das kunstseidene Mädchen«. Zwischen 1936 und 1940 ging Keun ins Exil. Sie starb 1982 in Köln.


D-Zug dritter Klasse

von Irmgard Keun
Ullstein | 2022 | 144 Seiten
Taschenbuch | ISBN: 978 3 548 06595 3 | 10.99€
Zum Buch


Mein erstes Buch im Jahr 2023. Kennt ihr Bücher von Irmgard Keun und könnt eines empfehlen?

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8 comments

  • Marie says:

    Hallo liebe Zeilentänzerin,
    ich kenne bisher kein Buch der Autorin. Zwar sind mir die Titel "Gilgi, eine von uns" und "Das kunstseidene Mädchen" bekannt, aber gelesen habe ich noch keins davon.
    Liebe Grüße
    Marie

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    • Zeilentaenzerin says:

      Hey Marie, dann geht es uns ganz ähnlich. Mir sagte lediglich "Das kunstseidene Mädchen" etwas. Und "D-Zug dritter Klasse" war auch eher ein Zufallskauf. Aber ich liebe es, so auf Titel aufmerksam zu werden, die man vielleicht nie gelesen hätte.

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      • Marie says:

        Da hast du absolut recht! Ich habe so auch schon manch wirklich gutes Buch entdeckt.

        Reply
  • Livia says:

    Liebe Zeilentänzerin

    Leider ist mir die Autorin gar kein Begriff, das muss ich schnellstens ändern und ich werde mir ihr Werk gleich einmal näher ansehen.

    Alles Liebe und vielen Dank für den Buchtipp
    Livia

    Reply
    • Zeilentaenzerin says:

      Hallo Livia, ich kannte die Autorin auch nicht. Sehr gerne =)

      Reply
  • Noëmi von Buchgezwitscher says:

    Dein Blogdesign gefällt mir sehr gut. Die Änderungen sind auf jeden Fall sehr ansprechend rausgekommen. Ich verstehe dich gut, manchmal muss man etwas neu gestalten, damit das Blogfieber wieder anzieht – studiere auch gerade an einem Redesign herum…

    Danke für den Buchtipp, das tönt nach einem schönen Lesehäppchen. 🙂 Grüessli

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    • Zeilentaenzerin says:

      Hey hey, ja für die geringe Seitenanzahl ist es wirklich eine nette Lektüre - für den Zug oder anderswo =) Danke für das Kompliment zum Design, freut mich, dass du es magst. Dann bin ich gespannt auf dein Redesign =)

      Reply

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