Das folgende Buch ist seit geraumer Zeit in aller Munde, nicht zuletzt wegen seines Erfolgs bei der diesjährigen Leipziger Buchmesse, die Rede ist von »Minihorror« von Barbi Marković, erschienen Ende letzten Jahres im Residenz-Verlag. Wir begleiten zwei Protagonisten durch ihren (Horror)-Alltag, der uns allen durchaus bekannt ist.
Inhalt zusammengefasst
In dieser Geschichte lernen wir die Alltagsabenteuer eines Paares aus Wien mit den Namen Mini und Miki kennen. Sie sind weder Mensch noch Maus und gleichermaßen doch irgendwie beides. Mini und Miki versuchen sich in einer Welt zurechtzufinden, die oft beängstigend ist. Sie fühlen sich von vielen Gefahren umgeben und finden sich in allerhand Schwierigkeiten wieder. Kontrollverluste sind beiden bekannt. Es werden gesellschaftlich relevante Missstände und Herausforderungen thematisiert.
Wie war »Minihorror«?
Für viele Menschen ist »Minihorror« ein großes Highlight, sicher auch deshalb, weil sie sich durch die beiden Hauptfiguren Mini und Miki verstanden fühlen und weil die comic-ähnliche Sprache des Buches gefällt. »Minihorror« ist ein gesellschaftskritisches Werk, das den Finger in die Wunde legt und die Ängste der Mittelstandsschicht darzulegen versucht. Die Autorin hat sich Gedanken gemacht, das zeigt sich in den vielen von ihr angerissenen Aspekten, die mal mehr und mal weniger ausführlich beschrieben werden. Auch wenn es eine klug erzählte Story ist, die sich mit wichtigen Themen auseinandersetzt und den Preis der Leipziger Buchmesse gewann, konnte ich mich nicht so ganz mit der Schreibweise anfreunden.
Dies ist insbesondere in den unbeständigen Figuren begründet, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte, auch wenn mir das mit den Alltagssorgen anders ergeht, denn diesen "Horror" kennen wir mehr oder weniger alle. Das Setting war mir allerdings teilweise zu schräg, auch wenn das von der Autorin natürlich gewollt ist. Ganz grundsätzlich sind humoristische Bücher wohl nicht immer nach meinem Geschmack, dennoch kann ich verstehen, warum es vielen Leser:innen gefällt und dass es gerade wegen seiner komplexen Szenerie und seinen skurrilen Charakteren ankommt. Barbi Marković versteht es, das Grauen des Alltags in 28 Kapiteln auf humorvolle Weise niederzuschreiben, ohne dabei an Ernsthaftigkeit einzubüßen.
"Die Frage ist nicht, wieso dich alle erniedrigen wollen, sondern wieso dich alle erniedrigen können", sagt dieser Mensch, und Mini hat keine Kraft mehr, ihn zu hauen, und auch nicht, ihm zu erklären, wie viele Antworten es auf diese Frage gibt.
Seite 41
Sie schafft durchaus ein Verständnis für mehr Achtsamkeit in Bezug auf psychische Erkrankungen oder auch unsere Zweiklassen-Gesellschaft und die Umsetzung dieser Aspekte mochte ich auch. Marković lässt sowohl Beziehungsprobleme als auch Selbstzweifel der Protagonisten, Probleme auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt in die Handlung einfließen und beschreibt daraus resultierende Folgen. Jeder von uns wird sich irgendwie in Mini und Miki wiederfinden, für mich waren 192 Seiten jedoch auch ausreichend. Am Ende folgt ein Bonusmaterial, das ich gelungen finde. Es fällt mir letztendlich nicht ganz leicht, das Buch einzuordnen, da ich um seinen Erfolg weiß und mir einige Facetten auch gefielen. So bin ich womöglich nicht die größte Verfechterin dieser Art Buch und kann dennoch nichts Schlechtes daran finden.
Fazit
Bildhaft geschriebene Prosa über den kleinen und größeren Horror des Alltags, auch wenn ich selbst nicht ganz mit Umsetzung und Sprache warm wurde.
Barbi Marković
Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, Serbien, ist eine österreichisch-serbische Schriftstellerin. Sie studierte Germanistik. Für ihren Roman Superheldinnen (2016) erhielt sie die Literaturpreise Alpha den Priessnitz-Preis. 2023 folgte der Kunstpreis Berlin für Literatur. Minihorror wurde 2024 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, außerdem folgte für die Autorin der Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk. Barbi Marković lebt in Wien.