Die allerletzte Kaiserin - Irene Diwiak

Hallo zusammen, nach wie vor gibt es bereits gelesene Bücher, die ich noch rezensieren darf und weiterhin komme ich nicht so wirklich hinterher. Ich würde es als kleine Schreibflaute beschreiben, bin aber glücklich darüber, dass ich weiterhin so große Freude am Lesen habe. Ein wirklich beeindruckendes Buch habe ich im April gelesen, nämlich »Die allerletzte Kaiserin« von Irene Diwiak, erschienen bei C. Bertelsmann. Die Österreicherin erzählt die Geschichte der egozentrischen Dame Johanna Fialla, die angebliche Enkeltochter des Kronprinzen Rudolf.

Inhalt zusammengefasst

Claudia Hendl ist unglücklich, hat wenig Selbstbewusstsein und verbringt ihre Zeit fast ausschließlich in dem Wirtshaus ihrer Eltern, in dem sie als Kellnerin arbeitet. Als die ältere Dame Johanna Fialla das erste Mal in dem Lokal erscheint, ändert sich das Leben von Claudia augenblicklich. Fialla will die Enkelin des Kronprinzen Rudolf sein, der sich entgegen medialer Behauptungen nicht selbst getötet hat, sondern untergetaucht sein soll und unter anderer Identität eine neue Familie gründete, Johanna Fiallas Familie. Diese erzählt Claudia ihre spannende Lebensgeschichte und in ihr wächst der Wunsch, diesen Stoff für schriftstellerischen Zwecke zu nutzen. Nicht alles was Claudia erfährt, lässt sich auf einen historischen Hintergrund zurückführen und doch ist sie überzeugt, dass ein bisschen Fantasie das Leben erst lebenswert macht.

Wie war »Die allerletzte Kaiserin«?

Es gibt Wohlfühlbücher, die mich sofort mit ihrem Setting, den Figuren und der Geschichte selbst begeistern können, die nie enden sollten und für die es eine Form des Abschieds braucht. So ein Buch war »Die allerletzte Kaiserin« für mich. Den ersten Roman von Irene Diwiak - »Liebwies« (2017, Diogenes) - habe ich damals auch sehr gerne gelesen und war überrascht, dass ich nun bereits ihr vierter Buch in Händen hielt. Schon das Motiv auf dem Cover ist sehr schmuckvoll und ästhetisch gestaltet und gibt einen Einblick in die Handlung des Buches. Die Protagonistin Claudia wuchs mir sehr schnell ans Herz, ebenso wie der eigentliche Star der Geschichte: Johanna Fialla. Die alte Dame besitzt einen scharfen Beobachtungssinn, ist nicht auf den Mund gefallen und hat großes Talent für einnehmende Erzählungen. Ihre Liebenswürdigkeit begleitet die Leser:innen durch das gesamte Buch.

Irene Diwiak spickt die Geschichte mit vielen gut recherchierten historischen Fakten und verbindet diese mit fantastischer Fiktion. Erzählt wird die Handlung aus den wechselnden Perspektiven von Claudia und Johanna, die Kapitel haben eine angenehme Länge, sodass sich das Buch flüssig lesen lässt. Die zunächst unglaubwürdig anmutenden Aussagen der Johanna führen im weiteren Verlauf dazu, dass Claudia, die ein recht eintöniges Leben führt, darüber nachdenkt, die wahrlich brisante Lebensgeschichte der Johanna Fialla aufzuschreiben. Ermutigt durch ihre Freundin, die im Verlagswesen tätig ist und der Begeisterung der Erzählerin selbst, beginnt sie mit dem Verfassen des Textes. Johanna Fialla berichtet von ihrer Kindheit, dem Kennenlernen ihrer Eltern und dem Fortgang iher Mutter. Sie berichtet vom zweiten Weltkrieg und ihrer anfangs gut situierten Familie und den unschönen Folgen für sie persönlich danach.

Wie unbeirrbar überzeugt Männer doch immer von der eigenen Unwiderstehlichkeit sind, damit langweilen sie mich bis heute!

Seite 70

Interessant fand ich die Behauptungen Fiallas, der Kronprinz Rudolf sei ihr Großvater gewesen, sodass sie die Urenkelin der Kaiserin Elisabeth und des Kaisers Franz Joseph gewesen sein muss. Ich begeistere mich überhaupt nicht für royale Themen im Allgemeinen, im Rahmen eines fiktionalen Romans hingegen, gefiel mir das sehr. Die Zusammenhänge, von denen Johanna erzählt, ihre schwierigen Beziehungen zu zwei Männern und den Verlauf ihres Lebens habe ich mit großer Spannung verfolgt. Mir gefiel die Umsetzung von Fiktion und Fakten sehr gut, zudem mochte ich die schrägen Charaktere im Buch. Die beiden Frauen wirken äußerst sympathisch und nahbar. Claudia hadert mit ihrem Selbstwert, während Johanna dazu im Gegensatz mit ihrem nicht hinter dem Berg hält, was sehr erfrischend zu lesen ist.

Ich habe mich in dem historischen Setting verloren, konnte mir vieles bildlich vorstellen und bekannte Ereignisse wurden in Erinnerung gerufen. Diwiak geizt nicht mit emotionalen Momenten, die zu Tränen rühren und schafft eine mitreißende Lebensgeschichte, bei der es am Ende nicht mehr drauf ankommt, wieviel Wahrheitsgehalt diese mit sich bringt. Fabelhafte Atmosphäre und interessantes Setting kombiniert mit einer tragischen Geschichte, die mit einer großen Prise Humor veredelt wird. Ich konnte keine Kritikpunkte finden und gebe eine große Empfehlung für diesen hinreißenden und märchenhaft-anmutenden Roman.

Fazit

Zauberhafte Geschichte um eine glücklose junge Frau, die sich selbst sucht und in der Lebensgeschichte einer alterndem Dame eine Zuflucht findet. Großartig geschrieben, mit ganz viel Witz, Charme und Raffinesse.

Irene Diwiak

6 comments

  • Marie says:

    Liebe Zeilentänzerin,

    eine sehr schöne Rezension. 💙
    Mir hat das Buch auch sehr gefallen! Ich habe von dieser Autorin noch nichts gelesen, das wird sich nach diesem tollen Buch aber sicherlich ändern. Ich sehe, dass du ihr erstes auch empfehlen kannst?!

    Dir einen schönen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Marie

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    • Zeilentaenzerin says:

      Hallo Marie, danke dafür, das freut mich sehr! Ja genau, "Liebwies" mochte ich auch sehr gerne. Ist 2017 bei Diogenes erschienen (zumindest die Taschenbuch-Ausgabe). Ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag!

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      • Marie says:

        Das Buch werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen. Danke dir.

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        • Zeilentaenzerin says:

          Achso, ich dachte, du liest es auch gerade, aber vielleicht hatte ich das falsch im Kopf =)

          Schönen Feiertag dir =)

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          • Marie says:

            Nein, ich hatte nur "Die allerletzte Kaiserin" gelesen und da ich den Stil mochte, werde ich sicher noch mal was anderes von der Autorin lesen. Aber aktuell ist da nichts 🙂
            Meine Rezension zu dem Buch ist übrigens jetzt online. Ich habe dich auch verlinkt (falls du keinen pingback bekommen hast).

          • Zeilentaenzerin says:

            Liebe Marie, ich glaube, da haben wir klassisch aneinander vorbei geredet =) Ich meinte das Buch. Schön, dass die Rezension auf deinem Blog online ist. Ich schau gleich mal nach!

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