Ihr Lieben. »Sie kann dich hören« ist der zweite Band von Freida McFadden, nach ihrem fulminanten Debüt »Wenn sie wüsste«, das mit seinen ungeahnten Wendungen und der großen Sogwirkung beeindruckt hat. Meine Rezension zu diesem ersten Teil findet ihr hier. Auch dieser zweite Band erschien im Heyne-Verlag und setzt die Geschichte um die Haushälterin Millie Calloway fort.
Inhalt zusammengefasst
Millie Calloway ist zurück und hat einen neuen Job, mit dem sie ihr Studium finanzieren möchte. So unterstützt sie ein reiches Ehepaar aus Manhattan beim Haushalt. Sie mag ihren Chef, den einflussreichen Douglas Garrick, der sie in Ruhe arbeiten lässt. Doch immer wieder vernimmt Millie beunruhigende Geräusche aus dem Zimmer seiner Frau Wendy und zweifelt bald daran, dass Douglas der liebevolle Ehemann ist, der er vorgibt zu sein. Für sie steht fest: Sie muss Wendy helfen.
Wie war »Sie kann dich hören«?
Immer wieder lese ich in Rezensionen zum Buch, dass dieser zweite Band stark an den ersten erinnert, viele Aspekte fast identisch erscheinen. Und auch mir erging es so. Ich bin, wie von Freida McFadden gewohnt, durch die Seiten geflogen, fühlte mich gut unterhalten und empfand einige Spannungsmomente, allerdings wirkten viele Umstände erzwungen, absurd und nicht nachvollziehbar. Die Autorin muss sich den Vorwurf gefallen lassen, keine wirklich neue Geschichte konstruiert und einen Hauptcharakter ohne Weiterentwicklung beschrieben zu haben.
Den Charakter der Millie empfand ich äußerst unsympathisch, ihre Handlungsweisen überstürzt und wenig nachvollziehbar. Das erging mir auch schon in Wenn sie wüsste so. Hier kommt erschwerend hinzu, dass ich den Umgang mit ihrem neuen Lebensgefährten Brock, der sich nach Kräften um sie bemüht, als sehr abstoßend empfand. Ebenso nervte mich ihre Glorifizierung von Enzo, der bereits im ersten Band eine größere Rolle spielt und der hier als ihre große Liebe, Beschützer und Held agiert. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine toxische Verbindung, die rein auf Oberflächlichkeiten beruht und zwei Menschen zeigt, die sich niemals gut tun würden. Das dies hier erneut romantisiert wird, finde ich gerade für jüngere Leser:innen gefährlich.
Wendy macht hier die vermeintlich größte Entwicklung durch, ohne dass ich an dieser Stelle zu viel vorwegnehmen möchte. Kaum einer der handelnden Figuren war mir sympathisch und ein weitere Kritikpunkt ist, wie in Band eins, dass es Freida McFadden nicht gelingt, ihren Protagonisten Leben einzuhauchen. Die Gedankengänge sind nahezu identisch, die Beschreibungen anderer Personen oder der eigenen Gefühle gleichen sich, sodass es kaum vorstellbar scheint, dass wir es hier mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun haben.
Und auch wenn das nun sehr negativ auf euch wirken mag, habe ich Sie kann dich hören vor allem wegen seiner Brisanz und Kurzweiligkeit gerne gelesen. Die überraschenden Wendungen konnten mich teilweise wirklich begeistern und die Intrigen schockieren. Die Raffinesse des ersten Teils fehlte mir allerdings zunehmend, dafür waren beide Geschichten zu ähnlich. McFadden erzählt rasant und überzeugt mit einigen gekonnten Twists. Obwohl es sich um einen Thriller handelt und meine Erwartungen nach Teil eins nicht hoch waren, erschreckten mich dennoch die teilweise geistlosen Aussagen und Handlungen der Figuren, was mein größrer Kritikpunkt ist.
Fazit
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man keine schriftstellerischen Höchstleistungen erwarten darf, bekommt dafür einen fesselnden Thriller, der jedoch wie sein Vorgänger deutliche Schwächen offenbart.
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