Hallo zusammen. Ich habe es nun endlich auch gelesen und gehöre da sicherlich zu den Letzten unter den meisten Buchblogger:innen. Die Rede ist von: »Wenn sie wüsste« von Freida McFadden, einem Psychothriller, an dem man derzeit wirklich nicht vorbei kommt. Erschienen ist er bereits im Mai dieses Jahres bei Heyne. Es ist der erste Band einer Reihe, indem die Haushälterin Millie im Mittelpunkt steht, die bei einer wohlhabenden Familie angestellt wird.
Inhalt zusammengefasst
Obwohl sie nicht damit gerechnet hat, ergattert Millie die begehrte Stelle als Haushaltshilfe bei der gut situierten Familie Winchester auf Long Island. Während sie zu Beginn sehr herzlich von der Hausherrin Nina empfangen und in ihre Aufgaben eingewiesen wird, stellt sich die Situation bald komplett anders dar: Nina schikaniert Millie wo sie nur kann. Sie verwüstet das Haus und unterstellt Millie Dinge, die sie nicht getan hat. Auch ihre neunjährige Tochter Cecelia scheint eine echte Herausforderung zu sein und macht Millie das Leben schwer. Lediglich Andrew, der Ehemann von Nina, wirkt sehr zuvorkommend und sympathisch, was Ninas Eifersucht wachsen lässt. Dann ist da noch das seltsame Verhalten des Gärtners Enzo. Die Frage stellt sich also, weshalb Nina Millie das Leben zur Hölle macht und was es mit den seltsamen Vorkommnissen auf sich hat.
Wie war »Wenn sie wüsste«?
Wenn du glaubst, diese Geschichte zu durchschauen, fängt sie erst an. So lautet die Überschrift des Klappentextes und dieser kann ich uneingeschränkt zustimmen. Mich hat dieser Thriller von Seite eins an gefesselt und bis zum Ende in Atem gehalten. Die Kapitel sind äußerst knapp und der Schreibstil einfach, was das Lesen kurzweilig macht. Ich bin keine klassische Thriller-Leserin und musste lange überlegen, wann ich zuletzt in diesem Genre las. Es sind seitdem knapp zwei Jahre vergangen, was wohl sehr deutlich macht, dass es nicht meine favorisierte Sparte ist. Freida McFadden konnte mich allerdings zu großen Teilen begeistern, was vor allem an den spannenden Plots und ungeahnten Wendungen lag, die sie auf gekonnte Weise einsetzt.
Millie aus Brooklyn hat keine einfache Zeit hinter sich, keinen Kontakt zu ihrer Familie, keine Freunde und vor allem keinen Job. Seit mehr als vier Wochen lebt sie in ihrem Auto und ist überglücklich, als sie bei den Winchesters eingestellt wird. Nina, die genau wie Millie ebenfalls aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn stammt, und ihr erfolgreicher Geschäftsmann Andrew sind verheiratet und scheinen eine Bilderbuch-Ehe zu führen, wären da nicht Ninas scheinbar unkontrollierte Gefühlsausbrüche und ihre wechselhaften Launen. Millie versucht den Hintergründen auf den Grund zu kommen, ohne zu ahnen, worauf sie stoßen wird.
Innerhalb von zwei Tagen habe ich das Buch gelesen und es wäre mir unmöglich gewesen es weiter hinauszuzögern, denn ich wollte unbedingt dranbleiben und flog nur so durch die einzelnen Seiten. Wer sich eine originelle Sprache mit metaphorischen Elementen wünscht, wird hier enttäuscht, das muss auch gesagt werden. Die Sprache ist sehr einfach und schnörkellos. Allerdings bin ich auch nicht mit der Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, hier einen außergewöhnlichen Schreibstil vorzufinden. Ein solches Buch soll ja vor allem unterhalten. Eine Rezension fällt mir auch deshalb so schwer, weil ich die Idee und Umsetzung insgesamt sehr beeindruckend fand, ich aber gleichzeitig einige Kritikpunkte anzubringen habe.
Die Figuren blieben für meinen Geschmack zu blass. Vor allem das Handeln des Gärtners Enzo ließ mich bis zum Ende der Geschichte verwirrt zurück, weil ich seine Handlungen oft nicht nachvollziehbar fand. Die Tochter des Ehepaares Winchester, Cecelia, spielte eine untergeordnete Rolle, die ihrer Bedeutung für die Handlung aus meiner Sicht nicht gerecht wird. Zudem ist mir aufgefallen, dass es der Autorin schwer fiel ihren Figuren eigene Persönlichkeiten mitzugeben, was sich daran zeigte, dass beispielsweise Millie als auch Nina die exakt gleichen Worte finden um das Aussehen oder den Charakter anderer Menschen zu beschreiben und oft ähnliche Denk- und Handlungsweisen haben, sodass alle handelnden Personen nahezu geistlos wirken. Da fehlte mir die Individualität der Protagonist:innen. Nicht immer sind die Szenen realistisch und gegen Ende wird deutlich, dass McFadden durch die Kapitel hetzt, weshalb manches fast absurd erscheinen mag.
Trotz dieser Makel ist es für mich ein absolut lesenswertes Buch, was aufgrund meiner aufgeführten Punkte möglicherweise nicht ganz nachvollziehbar sein mag. Wer den Thriller aber gelesen hat, kann meinen Ausführungen aber womöglich folgen. Die Handlung ist düster, packend und durchweg aufwühlend, weswegen es mich die gesamte Geschichte hindurch gut unterhalten konnte und ich den Erfolg dieses Debütbuches nur logisch finde. Die angespannte Atmosphäre schafft einen nicht endenden Gruselfaktor und McFadden ist eine brillante Geschichtenerzählerin. Sollte ich bei euch mit meiner Rezension große Verwirrung gestiftet haben, habe ich dafür großes Verständnis, denn auch ich sehe, dass dieser Thriller trotz seiner großen Stärken polarisiert. Dennoch bleibt mir zu sagen: lest dieses Buch, wenn ihr dem Genre etwas abgewinnen und auf eine anspruchsvolle Sprache und vielseitige Figuren verzichten könnt. Ich werde in jedem Fall auch den zweiten Band lesen, der im April nächstes Jahr erscheint.
Fazit
Spannend bis zum Schluss, mit vielen brisanten Wendungen und fesselnde Szenen, die eine Sogwirkung erzeugen. Ein sehr guter Thriller, der Suchtfaktor hat, der aber trotz allem auch einige Schwachstellen offenbart.
Freida McFadden
Freida McFadden ist hauptberuflich Ärztin und Wenn sie wüsste ist ihr Debüt, das Rekorde brach und zum Bestseller wurde. Band 2 Sie kann dich hören erscheint im April 2024.
Wenn sie wüsste
von Freida McFadden
aus dem Amerikanischen von Astrid Gravert & Renate Weitbrecht
im Original erschienen unter dem Titel »The Housemaid«
Heyne | 2023 | 400 Seiten
Paperback | ISBN: 978-3-453-47190-0| 16.00€
Zum Buch
Mein erster Thriller seit langer Zeit und einer, der Lust auf mehr macht, so zum Beispiel auf den zweiten Band „Sie kann dich hören“. Wie gefiel euch „Wenn sie wüsste“?
Marie meint
Liebe Zeilentänzerin,
ich habe dieses Buch als Hörbuch gehört – ja, wegen des Hypes. 🙂 Das Gemeine war, dass ich tatsächlich kurz vorher ein Buch gelesen habe, in dem der Twist der gleiche ist. Von daher hatte ich sehr schnell eine Ahnung, die dann auch bestätigt wurde. Am Ende wurde es mir zu sehr „noch einer drauf“. Insgesamt aber gute Unterhaltung.
Liebe Grüße
Marie
Zeilentaenzerin meint
Hallo Marie, oh als Hörbuch stelle ich es mir auch interessant vor. Ist es gut vertont? Aber natürlich schade, wenn du relativ schnell auf dem richtigen Weg warst.
Steffi meint
Hi Zeilentänzerin,
ich habe das Buch gerade erst als Hörbuch beendet und stimme dir in deiner Meinung absolut zu! Mich konnte es ebenfalls fesseln, dennoch ist es insgesamt recht einfach konstruiert.
Liebe Grüße nochmal, Steffi
Zeilentaenzerin meint
Hey Steffi, die Hörbuch-Variante hätte mich in diesem Fall auch gereizt. Schön, dass es dich auch so fesseln konnte. Aber was das Konstruieren angeht, hast du Recht.
Livia meint
Liebe Zeilentänzerin
Ich muss gestehen…ich sehe das Buch gerade zum ersten Mal, oder ich erinnere mich zumindest nicht. Auf jeden Fall: der Hype ist komplett an mir vorbeigegangen.
Was du aber schreibst, hat mich neugierig gemacht. Leider habe ich nämlich schon einige Male zu „spannenden“ Bücher gegriffen, die dann überhaupt nicht spannend waren. Das wird aber hier definitiv nicht der Fall sein, ich merke mir das Buch auf jeden Fall vor.
Alles Liebe an dich
Livia
Zeilentaenzerin meint
Also Livia, ich kann dir sagen, dass Unterhaltung und Spannung hier garantiert ist, auch wenn manche Handlungsstränge absurd erscheinen mögen =)