Nachdem mich ihr Roman »Schuldig« völlig in seinen Bann zog und ich das Buch innerhalb weniger Tage verschlungen habe, wollte ich unbedingt Kanae Minato´s Bestseller »Geständnisse« lesen, der bereits seit einigen Jahren in meinem Bücherregal stand und den ich nun endlich gelesen habe. Veröffentlicht wurde der Titel als Taschenbuch 2018 bei Penguin und auch hier geht es um die Schuldfrage.
Inhalt zusammengefasst
Manami ist vier Jahre alt und die Tochter der Lehrerin Yuko Moriguchi. Bei einem, wie die Polizei vermutet, tragischen Unfall, kommt das kleine Mädchen ums Leben. Doch ihre Mutter weiß, dass zwei ihrer Schüler für den Tod an ihrem Kind verantwortlich sind. So beschließt sie, die beiden nicht davonkommen zu lassen und überlegt sich einen Racheplan. Bevor sie ihre Schüler in die großen Ferien schickt, eröffnet sie ihrer Klasse, dass sie beiden eine Lektion erteilt hat.
Wie war »Geständnisse«?
Wie auch schon in »Schuldig« sprengt Kanae Minato hier moralische Grenzen und stellt menschliches Fehlverhalten an den Pranger. Besonders durch ihre starken Emotionen und intolerablen Verhaltensweisen erweckt sie ihre Charaktere zum Leben. Es ist ein böses Buch, das ich nach Beginn des Lesens nicht mehr aus den Händen legen konnte, weil eine Sogwirkung garantiert ist. Die Figuren können einem nur unsympathisch sein, denn alle eint das Ziel beachtenswert zu sein oder Rache zu üben und dabei gehen sie - im wahrsten Sinne des Wortes - über Leichen. Wie man es von Minato kennt, arbeitet sie auch hier mit Perspektivwechseln, sodass die handelnden Charaktere nacheinander zu Wort kommen und die Leser:innen in die jeweiligen Gedankenwelten abtauchen kann.
Ein vierjähriges Mädchen ertrinkt in einem Schwimmbad auf dem Grundstück einer japanischen Schule. Laut Polizei handelt es sich um einen tragischen Unfall, doch schon im ersten Kapitel wird man mit der Wahrheit konfrontiert. Ihre Mutter, die Lehrerin Yuko Moriguchi, weiß, dass es zwei Menschen gibt, die Schuld an dem Tod ihrer Tochter tragen. Brisanterweise handelt es sich dabei keinesfalls um Unbekannte, sondern zwei ihrer Schüler. Allein dieser Umstand verleiht dem Roman seine Tragik und auch Spannung. Der Autorin gelingt ein raffinierter wie auch beeindruckend konstruierter Roman, in dem niemand unbeschadet davon kommt.
Wir sind nur ein Spiegel für ihn, in dem er sich betrachten kann. Nichts von alldem wäre passiert, wenn er nicht so von sich selbst eingenommen wäre.
Seite 104
Kanae Minato prangert in »Geständnisse« auch die gesellschaftliche Verrohung an, indem sie deutlich macht, wie selbstbezogen und egoistisch Menschen vorgehen, wie hoch der Geltungsdrang und gering das Unrechtsbewusstsein vieler ist, aber auch der besonders in Japan ausgeprägte Leistungsdruck. Diese Aspekte legt sie auf faszinierende Weise dar. Sie versteht es menschliche Abgründe und tödliche Dramen zu inszenieren und ermöglicht ungeschönte Einblicke in das Seelenleben ihrer Figuren. Ich mag ihre unberechenbaren Protagonisten, die unschuldig anmutenden Settings und den Blick für das Böse im Menschen. Ganz großes Kino und deshalb selbstverständlich eine Leseempfehlung von mir.
Hallöchen,
vergiss meine Frage in deinem Lesemonat Februar zu "Geständnisse". Ich sehe ja jetzt selbst, dass du es gelesen hast 😀
Es freut mich wirklich sehr, dass es dir gefallen hat. Ist für mich jetzt schon Jahre her, aber ich weiß noch, wie sehr mich dieses Buch beeindruckt hat.
Liebste Grüße, Kate
Ja, ich kann es absolut nachvollziehen, liebe Kate, ich fand es großartig. Danke für dein Feedback!