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Autofiktion

BuddyRead #2: Die Überlebenden – Alex Schulman

Hallo ihr Lieben, durch meinen Urlaub komme ich gerade wieder mehr zum Füttern meines Blogs. Auch das Lesen kommt gerade nicht zu kurz. Allerdings stehen noch einige Rezensionen in der Warteschleife. Zeit also euch einen Roman vorzustellen, den ich bereits im Juli zu lesen angefangen habe. Dank der lieben Isa, die mir das Buch in Kooperation mit dtv zur Verfügung stellte, konnte ich »Die Überlebenden« von Alex Schulman bereits vor seinem Erscheinungstermin lesen. Der schwedische Schriftsteller beschäftigt sich in seinem ersten Roman mit der traumatisierenden Kindheit dreier Brüder. Das Buch wurde im Sommer 2021 bei dtv veröffentlicht.

Inhalt zusammengefasst

Benjamin, Pierre und Nils kommen nach vielen Jahren zurück an den Ort ihrer Kindheit: ein Haus am See. Dort wollen die drei die Asche ihrer verstorbenen Mutter zerstreuen. Auf dem Weg dorthin müssen sie feststellen, dass sie sich voneinander entfernt haben und es kein Entgegenkommen gibt. Das Verhältnis zur Mutter war ambivalent. Mal war sie ihren Söhnen gegenüber kalt und abweisend, mal zärtlich. Das hat die drei bis ins Erwachsenenalter geprägt. Auf ihrer Reise und dem Abschied von ihrer Mutter stellen sie sich ihrer schwierigen Vergangenheit.

Wie war »Die Überlebenden«?

Die Atmosphäre ist kühl und ablehnend, der Umgang miteinander distanziert. Pierre, Benjamin und Nils wollen lediglich dem letzten Wunsch ihrer verstorbenen Mutter nachkommen und ihre Asche dort verstreuen, wo sie sich immer am wohlsten fühlte: im See vor dem Holzhaus, in dem sie als Kinder den Sommer verbrachten. Schon im Vorwort des Autoren lässt sich erkennen, dass der Roman autobiografische Züge aufweist. Dieser Umstand machte das Lesen für mich noch spannender, löste aber auch beklemmende Gefühle in mir aus. Eine große Stärke des Buches ist seine Authentizität und dass es Schulman gelingt, seine Leser:innen gekonnt an die Orte mitzunehmen, in denen sich die Familientragödie ereignete.

Seine Figuren zeichnet der Autor eindrücklich, besonders den Charakter der Mutter stellt er gut heraus, sodass sie in ihrer ganzen Ambivalenz deutlich wird. Nicht immer leicht zu ertragen, schildert er ihre schwierige Persönlichkeit und den oft groben Umgang mit ihren Söhnen. Die Eltern von Pierre, Benjamin und Nils scheinen um die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Kinder zu wetteifern. Sie trinken zu viel, überlassen die drei oft sich selbst und geraten häufig in Streit. Jeder der Jungen geht anders mit der toxischen Beziehung zu den Eltern um. Die psychischen Auswirkungen machen es ihnen nach all den Jahren immer noch schwer ihren Platz um Leben zu finden und sich aufeinander einzulassen.

Der raue Umgang der eigenen Mutter, die ihre Söhne trotz ihres Verhaltens liebt, machen die Kindheit für die drei Brüder oft unerträglich. Geprägt von Gewalt, Alkoholmissbrauch und Traurigkeit müssen sie sich bereits früh herausfordernden Lebenssituationen stellen, die sie als Kinder jedoch noch gar nicht einzuordnen wissen. So war die Ohnmacht für mich jederzeit spürbar und die Wut und Hilflosigkeit allgegenwärtig. Der Schreibstil ist sachlich und kühl, vor allem aber herausfordernd, denn Schulman schreibt in zwei Zeitebenen, während eine davon rückwärts erzählt wird.

Mama und Papa lächelten einvernehmlich, als er ihnen wieder den Rücken zukehrte, erfahrene Trinker, gewohnt, nachsichtig zu sein, wenn lausige Amateure sie solchen Unannehmlichkeiten aussetzen. Die Eiswürfel knackten leise in den Gläsern, und sie prosteten einander zu und tranken.

Seite 137

Fazit

Mit großer Intensität erzählt Alex Schulman von einer traumatischen Kindheit in Schweden. Der tiefe Schmerz dreier Geschwister geht bis ins Mark.

Alex Schulman

Alex Schulman, geboren 1976 in Hemmesdynge, Schweden, ist ein schwedischer Autor und in seinem Heimatland auch bekannt durch Film und Fernsehen. Sein Buch Glöm Mig wurde 2017 zum Buch des Jahres in Schweden gekürt. Die Überlebenden ist sein erster Roman.


Die Überlebenden

von Alex Schulman
aus dem Schwedischen von Hanna Granz
im Original erschienen unter dem Titel »Överlevarna«
dtv | 2021 | 304 Seiten
Hardcover | ISBN: 978 3 423 28293 2 | 22.00€
Zum Buch


Mein großer Dank geht an dieser Stelle an Isa und den dtv-Verlag, die es mir ermöglicht haben, das Buch vorab zu lesen.

About Author

Ich (w, 36 Jahre) komme aus Berlin und lebe nach längeren Stationen in Hamburg und Freiburg nun in Wiesbaden. Ich mag Bücher und die Fotografie. Hier versuche ich beides miteinander zu vereinen.

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