Hallo zusammen, trotz meiner sechsmonatigen Lesepause mitten unterm Jahr ist es mir gelungen, seitdem viele neue Bücher zu lesen und nach wie vor reißt meine Freude darüber nicht ab. Auch meine Leserückblicke können sich so sehen lassen. Ich finde es wirklich schön, dass ich nach langer Zeit wieder einmal ein Buch aus meinem Lieblingsverlag rezensieren kann: »Playback« von Raymond Chandler, erstmals erschienen 1958 und hier in weiterer Neuauflage von Diogenes, veröffentlicht im August 2023.
Inhalt zusammengefasst
Los Angeles, 1958: Detektiv Philipp Marlowe bekommt den Auftrag eine junge Frau am Bahnhof ausfindig zu machen und ihr zu folgen. Ohne zu wissen was es damit auf sich hat, nimmt er den Fall an. Nachdem er die Zielperson schnell entdeckt hat, stellt er fest, dass die junge Dame unter falscher Identität reist. Zusätzlich ist Marlowe nicht der einzige, der sie verfolgt. Erpressung, Gangster und Marlowes Schwäche für die schöne junge Frau stehen fortan im Mittelpunkt der Handlung.
Wie war »Playback«?
Ich bin keine klassische Krimi-Leserin und doch habe ich in der letzten Zeit des Öfteren zu diesem Genre gegriffen und wurde nicht enttäuscht. Auch diesmal konnte mich die Figur des Privatdetektivs Philipp Marlowe aus den bekannten Kriminalromanen von Raymond Chandler überzeugen. Die Ersterscheinung datiert aus dem Jahr 1958 und Diogenes hat nach zuletzt 2009 eine weitere Auflage veröffentlicht. Im bekannten Leineneinband und mit passendem Motiv ist das Buch als solches schon ein Hingucker.
Philipp Marlowe wird von dem recht unsympathischen Anwalt Clyde Umney aus Los Angeles beauftragt Eleanor King zu beschatten. Eine rothaarige junge Dame, für die er sich von Beginn an interessiert. Weil er die Zielperson bereits nach kurzer Zeit ausfindig macht, scheint der Fall bald gelöst zu sein, bis Marlowe feststellen muss, dass dahinter eine viel größere Sache steckt. Zudem lässt ihn das Gefühl nicht los, dass sein Auftraggeber Umney ihm brisante Details und vor allem die Gründe für die Ermittlungen verschweigt.
Aber die Glaubensvorstellungen eines Menschen stellt man nicht infrage, so idiotisch sie auch sein mögen. Natürlich kann ich nicht davon ausgehen, dass ich in den Himmel komme. Hört sich, ehrlich gesagt, auch ziemlich öde an. Wie soll ich mir andererseits eine Hölle vorstellen, in der ein von seiner Taufe verstorbenes Baby dieselben Qualen erleidet wie ein Auftragskiller, der Kommandant eines Vernichtungslagers der Nazis oder ein Mitglied des Politbüros? Ist es nicht seltsam, dass die edelsten Ambitionen des Menschen, dieses dreckigen, kleinen Tiers, seine edelsten Taten, sein großer und selbstloser Heldenmut, seine unablässige tägliche Courage in einer rauen Welt – ist es nicht seltsam, dass all dies sein Los auf Erden so weit übertrifft?
Seite 156
Philipp Marlowe steigt im gleichen Hotel wie Eleanor King ab, die eigentlich Betty Mayfield heisst und ihn fortan nicht nur einmal um den Finger zu wickeln versucht. Neben Marlowe selbst gibt es zwei weitere Männer die sich für die junge Frau interessieren, ihr viel mehr auf der Spur sind. Einer von ihnen ist Larry Mitchell, der äußerst rabiat und widerlich vorgeht. Nachdem Betty verschwindet, gelingt es Philipp Marlowe sie wieder aufzuspüren und beide kommen sich näher. Was bleibt aber ist ihr ambivalentes Verhalten, ein weiteres Geheimnis, dass er bald aufdecken wird und vor allem eine erste Leiche.
Ich habe ein absolutes Faible für Kriminalgeschichten aus den Fünfziger Jahren entwickelt, insbesondere das Setting mag ich oft sehr. Trotz der Tatsache, dass der hier beschriebene Fall immer wieder ins Leere zu laufen scheint, bleibt die Spannung bestehen. Das Rätsel um die Identität und den Grund für das Verhalten von Betty Mayfield weckten bis zum Ende meine Neugier, abgesehen davon, dass sie mir genau wie unser Protagonist Philipp Marlowe durchweg sympathisch blieb. Sie ist eine echte femme fatale, er der kühle Detektiv mit einer Schwäche für Weiblichkeit.
Frauen haben nur wenige Waffen, aber mit denen bewirken sie wahre Wunder.
Seite 199
Die Figuren konstruiert Raymond Chandler auf brillante Weise, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Auch sprachlich fesselt das Buch, vor allem wegen seines klugen Sprachwitzes. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und werde weitere Titel von Raymond Chandler lesen. Sehr emotional wurde ich beim gelungenen Nachwort von Paul Ingendaay, der auf das Leben und Wirken von Raymond Chandler verweist. »Playback« war der letzte Roman vom Schriftsteller, bevor er kurz darauf verstarb.
Zitate aus dem Buch
»Wenn ich nicht so hart wäre, wär ich längst tot. Und wenn ich nie sanft sein könnte, hätt ich den Tod verdient.« Seite 209
»Eine Frau liebt einen Mann bedingungslos. Nicht, was er macht.« Seite 210
Fazit
Für alle Fans des Genres Film Noir und Kriminalgeschichten aus früherer Zeit. Raymond Chandler überzeugt vor allem mit seinem amüsanten Schreibstil.
Raymond Chandler
Raymond Thornton Chandler, geboren 1888 in Chicago, Illinois, USA, war ein US-amerikanischer Schriftsteller und gilt als Pionier bestimmter Kriminalromane. Er schrieb außerdem Drehbücher und 1933 erschien seine erste Kurzgeschichte. Anschließend machte er sich einen Namen in Hollywood. Einige seiner Werke wurden verfilmt. Für The Long Good-Bye bekam er 1955 den Edgar-Allan-Poe-Award. Chandler starb 1959 in La Jolla, Kalifornien.
Playback
von Raymond Chandler
aus dem Englischen von Ulrich Blumenthal
Diogenes | 2023 | 240 Seiten
Hardcover mit Leinen | ISBN: 978 3 257 07247 1 | 25.00€
Zum Buch
Mein großer Dank für das Leseexemplar geht an Diogenes.
Livia meint
Liebe Zeilentänzerin
Das Buch merke ich mir vor, das klingt nämlich super und es ist auch sehr schön gestaltet, was mir persönlich halt auch immer gut gefällt.
Alles Liebe an dich
Livia
Zeilentaenzerin meint
Hey Livia, das freut mich, ein Autor, den man unbedingt entdecken muss!